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Skiathos, die grüne Insel

Kurz und knapp ist nicht nur die Insel mit ihren 11 km Länge und 5 km Breite, sondern auch die Landebahn des Flugplatzes. Entsprechend bereitete der humorvolle Pilot der CONDOR-Maschine die 200 Passagiere auf das Ziel vor.

„Ich sag‘s mal so. Die Bahn ist schmal, aber dafür kurz.“

Es gab durchaus Reisende, welche die Vollbremsung bei der Landung genossen, Dieter eingeschlossen. Als er die Landung lobte, meinte der Kapitän grinsend:

„Das war doch sportlich."

Sportliche Erlebnisse bietet auch der Rest der Insel. Sie ist ein Traum in Grün und unterscheidet sich damit vom Großteil des griechischen Festlandes und anderen Eilanden der Region. Ein unterirdischer, besser unterseeischer Süßwasserstrom speist die Insel mit Frischwasser und lässt die Natur explodieren. Daher haben vor allem Wanderer die Insel für ihre Exkursionen entdeckt. Folglich bieten Reisegesellschaften Kombiangebote mit Hotelaufenthalt, Strandurlaub und Wandern an. Jeden Tag eine neue Route?

Wir nicht! Wandern, ja, aber nicht durchorganisiert. Von unserem Hotel aus haben wir die überschaubare Insel, eigentlich nur den Süden, auf eigene Faust entdeckt. Denn nur dort verläuft eine durchgehende Küstenstraße, eine Sackgasse genau genommen, mit einer fantastischen Busverbindung. Alle viertel Stunde taucht ein Reisebus meist älteren Baujahres auf und fährt die Wartenden für 2,60 Euro in Stadt und Land. Wobei „Stadt“ angesichts von gerade mal 4 ½ Tausend Einwohnern übertrieben erscheint. Doch Skiathos-Hafen ist wunderschön, wenn man nicht nur die Fußgängerzone mit Dutzenden von Mode- und Nippesläden, Cafés und Restaurants durchflaniert, sondern sich „in die Büsche schlägt“ und die höher gelegene Altstadt entdeckt.

Unbedingt den Abend abwarten! Wir haben noch nie so viele Restaurants, Bars, Cafés und Musikkneipen erlebt wie hier.

Im September brodelt immer noch das Leben, aber der stärkste Touristenstrom, angeführt von den Engländern, ist abgeebbt und man hat die Chance, in einer Taverne unter Einheimischen zu landen und einen Abend mit ursprünglicher griechischer Musik zu erleben. Wir landeten in der Taverne Alexandros. Da hört man nicht nur denn speziell für den „Alexis Sorbas Film“ von Mikis Theodorakis „erfundenen“ Sirtaki, sondern für unsere Ohren weniger gewohnte Volksmusik, teils virtuos gespielt auf der Bouzouki, einer mandolinenartigen Laute, zusammen mit Guitarrre und dem rauen Gesang der Männer. Nach einer Stunde Zuhören tanzten wir mit anderen Gästen zwischen den eng stehenden Häusern der Stadt, befeuert vom einfachen Wein aus dem Fass. Auf jeden Fall stimmungsvoller als jede Folklore-Show im Hotel.

Apropos Hotels

Von 0 bis 5 Sternen ist alles auf der Insel vertreten. Der Reiseprospekt war vorsichtig, als er bei unserem Hotel PRINCESS von „landestypischen“ 5 Sternen sprach. Doch hier hätten wir auch nach mitteleuropäischen Maßstäben 5 Sterne vergeben. Hier stimmte alles, das Zimmer mit Gärtchen und Hollywoodschaukel, das keine Wünsche offen lassende Buffetessen, die Lage mit eigenem Strand, Pool selbstverständlich. Der jedoch war angesichts der im September immer noch 25° Celsius Luft- und Wassertemperatur unbelebt. Und … für uns Ältere nicht zu vernachlässigen: Kein Remmidemmi, keine Folkloreabende, keine Kinderbelustigung, sondern Entspannung pur.

Abenteuer Wandern

Die Lage des Hotels bot einen idealen Ausgangspunkt für kleinere und größere Touren, zu Bus und Fuß versteht sich. Wenn auch andere Touristen mit ihren Miet-Quads die Straßen unsicher machten, waren wir ein paar Schritte von der Hauptstraße entfernt im grünen Skiathos. Ortwin Widmann, ein Deutscher, der seit Jahrzehnten auf der Insel lebt, hat sie für Wanderer und Naturliebhaber erschlossen. Sein Buch ist die Bibel für alle, die mit Rucksack und Wanderstock Skiathos genießen wollen. Über 20 Touren unterschiedlichen Schwierigkeitsgrades sind nicht nur beschrieben, sondern auch einfach und klar ausgeschildert. Die Kräuterwanderung, an der wir teilnahmen, führte durch den Pinienwald von Koukounaris. Eine zweistündige Wanderung ohne jede Steigung, aber mit vielen Eindrücken von der üppigen Vegetation der Insel. Ortwin Widmann sah noch ein Heilkraut da, wo die meisten nur grünes Gebüsch wahrnahmen. Jetzt im September war die Auswahl schon reduziert, Blüten selten. Mit einem Augenzwinkern garantierte der Naturexperte ein hundertjähriges Leben, wenn man sich jeden Tag einen Tee mit den rund 20 Kräutern bereiten würde.

Vielleicht ist es aber auch der Wein, der hilft, die Hürden des Alterns erträglicher zu machen. Der Wirt der kleinen Taverne, deren Besuch unsere Exkursion abschloss, scheint ein Beweis dafür zu sein. Gut über 80 schallte sein rauer Gesang zu Ortwin Widmans Begleitung über den langen Tisch, auf dem ein traditionelles Eintopfgericht gereicht wurde. Die Gläser waren immer gut gefüllt, als er über sein abenteuerliches Leben als Seemann berichtete.

Es gibt sie noch, diese Erlebnisse ursprünglichen Landlebens am Rande des Massentourismus, der auch diese Insel nicht verschont hat. Im Gegensatz zu den Balearen oder Kanaren fügen sich hier die Hotelbauten meist harmonisch in die Landschaft ein.

Unsere Empfehlung: Reisen in der Nebensaison, vorzugsweise September. Im Oktober nämlich werden hier die Bürgersteige hochgeklappt, die Tavernen geschlossen. Und nicht zuletzt verlassen Tausende von Griechen, im Sommer im Dienste des Tourismus, die Insel.

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